Tag 7  

 

Ist das herrlich hier! Das Plätschern des Baches links hinterm Zelt, der winzig kleine,

aber ausreichende Fleck Wiese für eben dieses. Der Blick nach vorn auf diese atemberaubende

Kulisse. Diese wird ständig geschoben und zeigt immer wieder skurrilere Formen aus Eis.

 

Mit der ablaufenden Flut fahren wir los. Noch einen Tag können wir nicht bleiben.

 

Ich bin jedes Mal fix und fertig. Bis wir im Boot sitzen, müssen wir die Plackerei  

der Packerei auf uns nehmen. So ein Neo an Land macht die Schweißporen dermaßen weit auf, dass das Wasser nur so läuft. Nun fängt es auch noch an zu regnen. Da werden wir wenigstens auch noch von außen nass.

 

Hier im Norden der Insel Angmagssalik ist alles sehr schroff und felsig. Wir haben kaum eine

Möglichkeit zum anlanden. Der Fjord Sarpaq ist quasi geschlossen. Riesige Eisberge verstopfen ihn.

Schließlich erreichen wir die Ostküste und biegen nach unten ab. Wir finden zwischen den vielen Inseln geeignete Schlupflöcher für uns und der guten „EMMA“.

Die Szenerie erinnert mich an die „Herr der Ringe- Trilogie". Hier könnte man die glatt verfilmen. Aber da soll es ja schon was geben.

Tief hängen die Wolken über uns. Ab und zu lugt auch mal einer dieser spitzen Kegel hindurch. Die sind zwar „nur“ 600-700m hoch, wirken aber gigantisch.

 

An Steuerbord erscheint Qernertivartivit,

ein kleines Fischernest. Wir sehen niemand.

Nicht einmal Hunde. Und so fahren wir weiter.

Kaum Wind aus Ost lässt uns zügig voran kommen. Die Dünung ist hier recht heftig.

So heftig dass wir einen gewissen Sicherheitsabstand zum Land halten.

Ist man zu dicht, kann ein Fels dicht unter der Wasseroberfläche schnell zum crash führen.

Und die reflektierenden Wellen vom Ufer führen zu Kabbelwasser.

Also, Abstand.

  

 

Nuugaartik erreichen wir gegen Nachmittag. Der Popo schmerzt, die Beine wollen vertreten.

Ich hab Hunger und außerdem hebt sich die Tide gerade.

Na denn, Schlafplatzsuche.

In einem Gewirr aus Inseln finden wir eine Art Canyon.

Ca. 150m lang  flankiert von Felsmassen. Aber o.k. Wir bauen das Zelt auf und ich mache mich gleich daran Bratkartoffeln mit Ei zu braten.

Schade das hier kein Süßwasser zu finden ist. 3 Liter haben wir noch. Das sollte aber reichen.

Zum Abwaschen und zur Körperhygiene schmelze ich Schnee, den wir hier reichlich finden.

 

Am Abend  kraxeln  wir noch ein bisschen umher und genießen das riesige Panorama.

Leider wird der Blick ein wenig getrübt, denn die Fliegen haben uns entdeckt. In jede noch so kleine Öffnung wollen sie hinein. Gut das wir die Moskitonetze dabei haben.

 

Später liegen wir in unseren Schlafsäcken. Heike liest und ich spiele Schach gegen den Computer.

Gerade als mir ein genialer Schachzug einfällt; ein kurzes Rascheln hinterm Zelt.

Hm, ist wohl der Wind.

„Da! Horch!!“ Heike ist ganz aufgeregt.

Raschel, raschel.   Was ist das?

Heike guckt durch die Gaze der oberen Zeltlüftung.  „Ein Fuchs!“

Jetzt hat mich auch die Aufregung gepackt. Den Fotoapparat geschnappt, die Schuhe

angezogen. Und raus.

Der Polarfuchs sieht im Sommer ziemlich erbärmlich aus. Ich nicht weniger.

Boots und Schlüpfer, mehr nicht.

Der Fuchs steckt seinen Kopf in unsere Mülltüte und scheint zu denken;

 "So ein dünner Bär! Was will der denn?."

Ich schnapp mir also die Tüte. Heike ruft aus dem Zelt: „pass auf --- wenn der Tollwut hat!!!“

"Käse" denke ich und zerre todesmutig an der Tüte. Herr Fuchs lässt aber nicht los. Hin und Her, Her und Hin.

Das Gekeife aus dem Zelt wird immer lauter! Die Kamera baumelt um meinen Hals und stört.

 

 

Schließlich gewinne ich den ungleichen Wettkampf und verstecke die Mülltüte 100 Meter

weiter unter einen großen Stein. Hier hat er erst mal zu tun.    

Nach dieser Begegnung legen wir die Pump Gun in Griffweite.  Wer weiß was hier sonst noch so kräucht und fleucht.

 

Meine Schachpartie verlier ich und schlafen kann ich auch nicht gut.

 

 

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